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Sitzungsarchiv Wurmsham

Bürgerversammlung zum Gasthaus in Seifriedswörth - Pressebericht

Zahlreich folgten am 27. Oktober 2016 viele Bürger der Gemeinde Wurmsham der Einladung in den Sitzungssaal des Gemeindehauses Seifriedswörth. Anlass war ein Antrag der Freien Wähler Wurmsham, die dem Gemeinderat eine Unterschriftensammlung für eine Bürgerbefragung über die Zukunft des Gasthauses in Seifriedswörth übergeben hatten

Diesem Antrag hatte der Gemeinderat zugestimmt. Zunächst gab Bürgermeisterin Maria Neudecker im mit 110 Bürgerinnen und Bürgern vollbesetzten Sitzungssaal der Gemeinde einen Überblick über die Gründe für den Kauf und die Sanierung des Gasthauses Seifriedswörth:

Ein „Schmuckkastl“ für Seifriedswörth

Vorrangiges Ziel des Umbaus sei es, den Ortsmittelpunkt von Seifriedswörth wieder zu beleben, da Seifriedswörth „ein Dorf mit wenig Zusammenhalt“ sei. Hier fehlten sowohl ein Geschäft als auch ein Gasthaus. So trage die Sanierung zur Verbesserung des Ortsbildes bei, was wiederum die Lebensqualität und so auch die Dorfgemeinschaft steigere. Die Tatsache, dass der Rottal-Radweg direkt am Wirtshaus vorbeiführt, sei zudem positiv zu bewerten, da dieses als Einkehrmöglichkeit für Radfahrer dienen könnte und so auch der Umsatz gesteigert werden könne.

Nach dem Tod der ehemaligen Wirtin des Gashauses war das Objekt im Internet zum Verkauf angeboten worden. Die Gemeinde kaufte es im Juni 2015 zum Preis von 180 000 Euro, um zu vermeiden, dass man den Einfluss darauf verliere, was mit dem Gebäude im Zentrum des Ortes passiert. Weniger als ein Jahr danach konnte bereits ein Eingabeplan im Landratsamt eingereicht werden, der dort aktuell bearbeitet wird. An dieser Stelle dankte die Bürgermeisterin ihren Stellvertretern, dem Gemeinderat und der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit. Maria Neudecker informierte weiter über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die vom Gemeinderat in Betracht gezogen wurden. So sei man nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass das Programm „Leader“ aufgrund einiger Vorgaben für das Projekt nicht geeignet sei. Die Sanierung erfülle jedoch auch die Kriterien für die „Dorferneuerung“ des Amtes für ländliche Entwicklung Niederbayern, weshalb man dort nun einen Zuschuss von 200 000 Euro beantragt habe.

Die Bürgermeisterin griff hier einen der im Vorfeld meistgehörten Kritikpunkte, die Verwendung von Steuergeldern für die Sanierung eines Gasthauses, auf. Sie betonte, dass diese Steuergelder, die ja von den Bürgern gezahlt würden, eben diesen wieder zugute kommen würden auf dieses Weise.

Im Zuge der Sanierung soll im Erdgeschoss des Wirtshauses ein Dorfladen entstehen, in dem landwirtschaftliche Produkte aus dem Ort vertrieben werden könnten. „Hier wollen wir keinen Supermarkt einer großen Kette, sondern einen kleinen Laden, der auf Selbstvermarktung ausgelegt ist“, betonte Neudecker. Sie verwies auch darauf, dass man das Objekt mit vielen Sachverständigen von Brauereien und den verantwortlichen Zuschuss-Stellen besichtigt habe. Dabei seien sich alle einig gewesen, dass es sich hier um ein echtes niederbayerisches Dorfwirtshaus handle, das ortsbildprägend sei. Ein Abbruch würde die Besonderheiten dieses traditionellen Gebäudes zerstören.

Am Ende ihrer Ausführungen richtete die Bürgermeisterin noch einen Appell an die Seifriedswörther, dass man diese „einmalige Chance“ nutzen müsse und dass der Ort einmal auf sich selbst schauen solle.

Im Anschluss an die Ausführungen der Bürgermeisterin stellte Gemeinderat Mathias Kirmeier die aktuellen Pläne und eine Aufschlüsselung der zu erwartenden Kosten vor.

Demnach soll das bestehende Gebäude entkernt und von Grund auf saniert werden. Im Erdgeschoss befänden sich dann ein Gastraum mit einer neuen Schänke, eine neue Kühlung, ein Lager und eine barrierefreie Toilette. Außerdem soll ein Dorfladen entstehen, in dem Produkte aus dem Dorf auf Selbstvermarktungsbasis vertrieben werden können.

Das Obergeschoss soll künftig eine Wohnung mit ca. 100 Quadratmetern und weitere Toiletten beherbergen. Die Wohnung kann gegebenenfalls an einen Pächter vermietet werden. Dies könne aber erst weiter verfolgt und im Gemeinderat beraten werden, wenn die Pläne genehmigt seien, so Kirmeier. Auch er betonte, dass der Schwerpunkt des Gebäudes zunächst aber auf der regionalen Vermarktung liegen soll. Ein Anbau, der gleichzeitig als Schießstand und Mehrzweckraum genützt werden kann, biete dann, neben dem Hofladen, Platz für Bauern- oder Adventsmärkte. Aber auch für Gemeindeversammlungen oder Weihnachtsfeiern sei genügend Platz. Die aktuellen Pläne konnten vor und nach der Versammlung von den Bürgern eingesehen werden.

Nach aktuellem Planungsstand belaufen sich die Kosten des Umbaus auf insgesamt 733 000 Euro, zuzüglich der Kosten für den Architekten, so Kirmeier. Hier entfallen 480 000 Euro auf die Sanierung, 193 000 Euro auf den Neubau des Anbaus, 25 000 Euro auf die Außenanlagen mit Parkplätzen und 35 000 Euro auf die Umsetzung der alten Kegelbahn Richtung Straßenseite. Im Haushalt der Gemeinde sei der Umbau für die nächsten drei Jahre mit je 9,5 Prozent des Gesamthaushaltes, also 250 000 Euro pro Jahr, eingeplant. Auf die Frage eines Zuhörers, wie die Gemeinde die laufenden Kosten tragen möchte, falls sich kein Pächter findet, erklärte Kirmeier, dass es das Ziel der Gemeinde sei, dass am Ende des Jahres eine schwarze Null stehen müsse. Hier verwies er auch auf Beispiele aus anderen Gemeinden, wo ähnliche Projekte, zum Beispiel das Kloster in Johannesbrunn, erfolgreich umgesetzt wurden.

Da bereits während der Vorträge immer wieder Fragen auftauchten, wurde an dieser Stelle die Diskussion eröffnet, die zwar hitzig, aber weitgehend sachlich geführt und von Verwaltungsleiter Thomas Schratzenstaller von der Verwaltungsgemeinschaft Velden geleitet wurde.

„Sanierung ist günstiger“

Immer wieder zeigte sich, dass zahlreiche Bürger aufgrund der vorhandenen Bausubstanz einer Sanierung skeptisch gegenüberstehen und einen Neubau bevorzugen würden. Ein Zuhörer brachte außerdem den Einwand, dass ein Neubau günstiger sein müsste, als eine aufwendige Sanierung. Hier führte die Bürgermeisterin an, dass laut dem zuständigen Amt für ländliche Entwicklung ein Abbruch mit Neubau mit 150 000 Euro, eine Sanierung hingegen mit 200 000 Euro bezuschusst werden könnte. Darüber hinaus ergaben die Berechnungen eines Architekten, dass bei einer Sanierung aktuell von einem Kubikmeterpreis von 290 Euro und bei einem Neubau von 360 Euro ausgegangen werden kann. Zudem ist, wenn man eine Förderung in Betracht zieht, eine Sanierung zwingend nötig, da das Wirtshaus als „niederbayerisches Bauernwirtshaus ortsbildprägend ist“, so die Bürgermeisterin. Was aus ihrer Sicht außerdem für eine Sanierung spricht, ist die Möglichkeit, hier durch eine Eigenleistung der Dorfbewohner die Kosten zu senken. Das sei bei einem Neubau nicht möglich. Neudecker verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein Schreiben des Landratsamtes, das betont, dass bei einem Neubau neue und strengere Vorgaben eingehalten werden müssten. Demnach würde ein Neubau definitiv kleiner ausfallen. „Außerdem entstehen bei einer erneuten Planung für einen Neubau wiederum Kosten. Wer soll für dann dafür und für die bereits entstandenen Kosten aufkommen?“, fragte die Bürgermeisterin.

Als sich einzelne Teilnehmer gegen den bereits getätigten Kauf des Wirtshauses aussprachen, zeigte sich, dass die Mehrheit der Zuhörer jedoch mit der Gemeinde übereinstimmt: „Es ist wichtig, dass der Mittelpunkt von Seifriedswörth in der Hand der Gemeinde bleibt. So bleibt das Ortsbild erhalten und man weiß, was man hat.“ Die Frage, ob Handwerker aus der Gemeinde die Sanierung ausführen würden, musste die Bürgermeisterin offen lassen. „ Wir sind ein öffentlicher Auftraggeber und müssen uns an die Vorgaben halten. Das heißt, dass wir das günstigste Angebot vorziehen müssen. Aber falls es möglich ist, bevorzugen wir natürlich Handwerker aus dem Ort.“ Bedenken äußerten einige Zuhörer auch im Hinblick auf die anderen Wirtshäuser in der Gemeinde, die eine mögliche Konkurrenz in Seifriedswörth fürchten. Hier entgegnete die Bürgermeisterin, dass das neue Gasthaus nicht als Rivale zu den bestehenden Wirten gedacht sei, da es zunächst auf regionale Selbstvermarktung ausgelegt sei und über eine Betreiberschaft durch einen Pächter oder die Gemeinde noch Unklarheit herrsche.

Am Ende der Diskussion betonte die Bürgermeisterin noch einmal: „Der Gemeinderat macht diese Sanierung nicht aus Bosheit oder für sich selbst, sondern für Seifriedswörth.“

Die Freien Wähler als Initiatoren der Bürgerversammlung äußerten sich in einer Presseerklärung im Nachgang der Veranstaltung positiv über deren Verlauf und Inhalt. „Es wurden alle Meinungen angehört und alle Fragen beantwortet“, betonte Martin Söll von den örtlichen Freien Wählern. Die Versammlung sei zur vollsten Zufriedenheit der Antragsteller verlaufen.

Quelle: Pressebericht in der Vilsbiburger Zeitung - Lokalteil Velden vom 31. Oktober 2016

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